Mit dem Flieger nach Berlin.
Handy-Akku leer? Dann hat man in Düsseldorf ein echtes Problem. Während es anderswo (z.B. in den USA) selbstverständlich ist, überall meterlange Ladeleisten anzubieten -zum Teil sogar mit Schließfächern, damit man während des Ladens auch mal weggehen kann-, sucht man sowas am Gate in DUS vergeblich.
Wahrscheinlich vorgesehen für die Putzkolonnen sind es zwei ganz normale Steckdosen dort, wo ich warte. Beide belegt.
An der einen, in gut 120 cm Höhe an einer Säule hängt am kurzen Kabel ein Smartphone von Samsung. Ein/e Besitzer/in ist nicht zu identifizieren. Es hängt auch noch da, nachdem alle Passagiere an den benachbarten Gates abgefertigt wurden und wir in einer Schlange vor den Bordkartenscannern stehen. Das dürfte ein böses Erwachen geben.
Übrigens: Im Zubringerbus der Berliner Verkehrgesellschaft sind mehr USB-Ladesteckdosen als im gesamten Düsseldorfer Flughafen.
Der Flug: pünktlich und preiswert, aber leider auch umweltunverträglich.
Rückflug: Das Boarding verzögert sich. Das Bodenpersonal habe eine Betriebsversammlung, heißt es. Wer sollte dafür mehr Verständnis haben als ein Mitarbeitervertreter….
Man lässt uns zwar aus der Abfertigungshalle raus, danach aber im kalten Regen warten bis in der Maschine -wieder eine aus der Reihe, die in Mittelerde für den Transport von Halblingen gebaut wurde- ordentlich feucht durchgewischt ist.
Die Vorstellung der Kabinencrew hat dann den Charakter einer Catwalk-Präsentation. Claudia am Mikrofon ist echt gut drauf und lässt die Unannehmlichkeiten der Verspätung mit flotten Sprüchen schnell vergessen. Im Gegensatz zum Käpt’n (Jürgen) spricht sie auch tadelloses Englisch.
Die ausführliche Einführung in den Gebrauch der Schwimmwesten amüsiert mich allerdings jedesmal aufs neue. Falls wir wirklich zwischen Berlin und Düsseldorf notwassern müssten, dürfte wohl eher die Größe der zur Verfügung stehenden Wasserflächen zum Problem werden.
Dazu passt dann auch die Standardansage bei EasyJet nachdem das Boarding completed ist: „Bitte beenden Sie alle letzten Anrufe“. Na, das lässt doch viel Spielraum für Interpretationen.
Am Ende fehlt auch noch der „Pushback-Driver“. Wahrscheinlich ist es der Schriftführer in der Airportpersonalvertretung; die kommen nämlich immer erst als letzte aus so ’ner Versammlung.
Auf ihn ist Jürgen aber angewiesen, weil die Maschine weder über einen Rückwärtsgang geschweige denn über Rückspiegel verfügt.
Mit rund 35 Minuten Verspätung geht’s los und schon nach 30 Sekunden kann man kaum aus dem Fenster gucken, so blendet es. Wir sind in der obersten Wolkenschicht, eingeschlossen wie in einem Wattebausch, das Blau des Himmels ist nur zu erahnen, aber das gleißende Licht der Sonne wird millionenfach gebrochen und reflektiert.
Kurz vor der Landung zerfleddert es dann den dichten Kokon und vor uns liegt ein strahlender Mai-Donnerstag mit den besten Aussichten fürs Wochenende. Spät, für ein gutes Foto fast zu spät, stelle ich dann fest, dass der Landeanflug heute nicht von Osten sondern von Westen her erfolgt. Genau über das Stadion der einzig wahren Borussia hinweg.
Bis Düsseldorf reduziert Jürgen dank Rückenwind den Rückstand auf 15 Minuten.
Das kriegt die Bahn nicht hin.
Auch nicht mit Rückenwind.
Und obwohl ein ICE auch rückwärts kann.