Die Wende – muss weg

Fulda_Weihnacht_1Geplante Abfahrt Fulda 08:50 Uhr. Die Äpp: Der Zug fällt aus. Der Zug kommt doch. Aber als Ersatzzug (das Wort ist für’s Scrabblen übrigens unbrauchbar, weil es in dem Spiel nur ein „Z“ gibt).

Ein Blick auf den Zugverlauf: Statt ab Berlin verkehrt der Zug heute ab Leipzig. Arme Berliner!

Für mich ist „nur“ die Reservierung futsch. Könnte übel werden, weil alle Plätze als belegt gemeldet werden. Was natürlich gelogen ist. Platz ohne Ende.

Und während am Bahnsteig verkündet wurde, dass die Reise heute in Ulm statt in München enden wird, geht das Zugpersonal davon aus, dass es, wie geplant, bis in die Bayrische Landeshauptstadt geht.

Grund für das ganze Wirrwarr ist vermutlich die „Pofalla-Wende“.

Nie gehört?

Nun, bei der Deutschen Bahn gibt es einen Infrastrukturvorstand. Ronald Pofalla heißt der und war mal CDU-Generalsekretär und Kanzleramtsminister (seine bemerkenswerteste Aussage in Richtung Parteifreund Wolgang Bosbach: „Ich kann deine Fresse nicht mehr sehen!“).

Dieser Herr Pofalla ist auf die -inzwischen umgesetzte- Idee gekommen, verspätete ICEs früher umdrehen zu lassen, damit sie auf dem Rückweg wieder in den Fahrplan hinein finden. Und schwuppdiwupp sind sie wieder pünktlich.

Blöd nur für die Bahnreisenden, deren Halte entfallen. Sie kommen nicht nur verspätet an, sondern müssen auch noch zusehen, wie sie sich per Nahverkehrszug bis zum Endziel durchkämpfen.

Dieses Manöver firmiert jetzt unter „Pofalla-Wende“.

Pofalla-Wende
foto:pixabay

Von Verspätung spricht man bei der Bahn übrigens erst ab einer Zeit von 5:59 Minuten. Dass wir Frankfurt fast 15 Minuten nach der Zeit erreichen und auch der Anschlusszug neun Minuten verspätet ist, erwähne ich nur am Rande.

Immerhin managt der freundliche Zugbegleiter das souverän und humorvoll. Dickes Kompliment!

„Wir jagen jetzt mit 300 km/h durch den Westerwald und hoffen, unsere Verspätung bis Köln-Deutz minimiert zu haben.

Und wenn Sie auf dieser Fährt genauso viel Spaß haben wollen wie wir, dann gesellen Sie sich doch im Bordbistro zu einem späten Frühstück oder einem frühen Mittagessen zu uns.“

Vor Köln verkündet er dann, dass es der Lokführer geschafft habe, die Verspätung auf drei Minuten zu reduzieren, um sich gleich darauf -in Köln angekommen- zu entschuldigen. Es seien jetzt nur noch zwei Minuten.

Als er meine Fahrkarte kontrolliert, kann ich weder den Duft von Alkohol noch das Aroma von Schwarzem Afghanem wahrnehmen. Respekt!

freundlicher Schaffner
foto:pixabay

Und am Ende ist da auch noch der etwas rundliche Kontrolleur in der Eurobahn, der zu jeder Fahrkarte ausführlich kommentiert, wozu der „Mitführende“ damit berechtigt ist und der bei jedem Verstoß gegen die Beförderungsrichtlinien ein Auge zudrückt. Wie bei der Dame, die auf dem Weg nach Venlo die falsche Ticketkombination gewählt hat ebenso wie bei den beiden griechischen Studentinnen, denen er auf Englisch den Unterschied zwischen entwerteten und nicht entwerteten Automatentickets erklärt. Dass die hübsche Holländerin ihr Ticket für den von ihr verpassten IC-Bus auch in der Bahn benutzen dürfe, sei völlig ok. Ein Flixbus-Ticket dagegen wäre es nicht. „Hab ich ja nicht.“ „Aber wenn…, und nur als Hinweis.“

Herrlich!

Pünktlich sind wir dann auch noch. Das Wochenende kann kommen!

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